Schüpbach, Michael “Micheli”

Geburtsname Schüpbach, Michael “Micheli”
Geschlecht männlich
Alter beim Tod 73 Jahre, 8 Monate, 6 Tage

Erzählend

1. Ehe mit Barbara Neuenschwander
2. Ehe mit Maria Flückiger

Erzählend

Erschienen im Emmenthaler-Blatt, Samstag, den 22. November 1930.

Vom Schüppach Micheli zu erzählen, ist keine undankbare Aufgabe, das bewies der erfreulich zahlreiche Aufmarsch von Langnaus Bürgerschaft zu dem vom Verkehrs- und Verschönerungsverein bei Anlass seiner Hauptversammlung veranstalteten Vortrag von Herrn Gymnasiallehrer Dr. Erwin Schwarz aus Bern über den berühmten "Schärer Micheli", der im achtzehnten Jahrhundert Langnaus Namen ebenso bekanntgemacht hat in Heimat und Fremde wie nachmals die Leinwand- und Käse-Exporteure. Mit einer stattlichen Schar von Hörern war von vornherein zu rechnen. Ihre Zahl betrug ca. hundert und überstieg so sehr alle Erwartungen, dass man haarscharf an einer Dislokation der Versammlung vorbeikam. Nachdem Referend und Zuhörer vom Präsidenten des Verkehrs- und Verschönerungsvereins, Herrn Max Sänger, aufs freundlichste begrüsst wurden, machte der Referent sein dankbares Auditorium mit den Resultaten emsiger und erfolgreicher Forschungen über den seltenen Mann bekannt, der Langnau zu seiner Zeit zum Ziel und Zentrum der Hoffnungen unzähliger Leidenden gemacht hat.
Michael Schüppach wurde im Juni 1707 auf dem Hofe Habchegg in der Gemeinde Arni bei Biglen geboren. Der intelligente Knabe wurde zu einem "Schärer", wie die Landärzte damals heissen, in die Lehre gegeben, nach einer Version machte er seine Lehrzeit in Rüderswil nach einer andern in Bolligen. Als höchstens 21 jähriger war er schon in Langnau tätig, zuerst noch als Lehrling und Gehilfe, bald aber als selbständiger Schärer. 1731 stellte er schon einen Lehrknecht an. Früh verheiratete er sich mit Barbara Neuenschwander vom Hof. Es wurden ihm zwei Töchter geschenkt, namens Barbara und Elisabeth. Die zweite scheint bald nach der Geburt gestorben zu sein. 1764 bestand Micheli sein Examen vor der chirurgischen Sozietät zu Bern. Seine Praxis übte er in dem heute als "Geometerhaus" bekannten grossen Gebäude hinter dem Bären aus. Frau Barbara starb früh, und Micheli fand in einer ehemaligen Magd Maria Flückiger eine vortreffliche zweite Lebensgefährtin und Gehilfin. Diese Ehe blieb kinderlos. Seine Tochter Barbara verheiratete sich mit dem aus Deutschland stammenden Arzte Friedrich Bromm, der sich in Rolle am Genfersee einbürgern liess. Dieser Ehe entsprossen zwei Töchter namens Barbara und Maria. Barbara Bromm verehelichte sich mit dem aus Eriswil stammenden Arzte Schneider, dem Vater des nachmaligen Regierungsrates Schneider, Maria mit dem Löwenwirt Jost und in zweiter Ehe mit Agent Lüthi. Nach der Verheiratung seiner Tochter Barbara mit Friedrich Bromm erbaute sich Micheli auf dem Dorfberg, zwischen dem Hause Schneiders, Dorfberg und dem Oberhaus ein neues Heim. Deshalb wurde er auch der Bergdoktor geheissen. In den letzten zwei Jahrzehnten seines Lebens gelangte er zu Weltruf. Leute aus aller Herren Ländern nahmen seine Hilfe in Anspruch. Seine Arzneien stellte Schärer Micheli meist in eigener Brennerei her, und er gab ihnen sonderbare Phantasienamen. Seine Doktorbücher sind leider in alle Welt zerstreut worden, doch gelang es dem Referenten, ihrer 25 ausfindig zu machen. In einem fanden sich noch Briefe von Patienten vor. Herr Dr. Schwarz verlas eine solche Zuschrift die der unfreiwilligen Komik nicht entbehrte. Aus den Büchern kann Michelis Kundschaft festgestellt werden. Es befanden sich darunter nebst andern hohen Würdenträgern der katholischen Kirche Kardinal Rohan, ferner ein Prinz aus Hessen-Darmstadt, Leute vom hohen Adel verschiedener Nationen, ein Ambassador aus Solothurn, um nur diese wenigen zu nennen, sodann auch die Geistlichkeit der Umgebung , Kaiser Josef II. von Oesterreich plante bekanntlich ebenfalls einen Besuch Michelis, gab den Gedanken dann aber auf. Auch Altmeister Goethe beehrte ihn als Begleiter des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach mit einer Visite, freilich nicht als Patient. In einem Brief an Frau von Stein gab Goethe seine Eindrücke von Micheli kund, und Karl August schrieb seiner Frau Herzogin über den Bergdoktor. Des "Gütterlidoktors" Erfolg erregte begreiflicherweise den Neid der städtischen studierten Aerzte. Der holländische Hofarzt Zimmermann, gebürtig aus Brugg, der ihn in Langnau besuchte, liess sich aber von Michelis Fähigkeiten überzeugen und äusserte sich mit aller Hochachtung über ihn. Interessant war, zu vernehmen, dass Schüpbach bereits im Besitz einer Elektrisiermaschine war, mit deren Hilfe er beispielsweise einen offenbar dem Schnapsteufel verfallenen Bauern, der sich von sieben Teufeln besessen wähnte, kurierte. Trotz seiner vielgerühmten Wohltätigkeit gelangte Micheli zu grossem Wohlstande. Er wurde der Bankier der geldbedürftigen Mitbürger und erwarb sich beträchtlichen Grundbesitz, so den Hof zu Langnau, den unteren Dorfberg, die Alp Krümpelhütte und das Heimwesen Untere Schwand bei Trubschachen. Nach heutigem Geldwerte dürfte sein Vermögen eine Million betragen haben. Kurz vor seinem Tode erbaute er ein neues Wohnhaus auf dem Dorfberg, dermaliges Eigentum von Herrn Chr. Wüthrich, Genossenschaftsverwalter. Es ging später in den Besitz von Doktor Schneider über, der Michelis Praxis fortsetzte, und in den seines Sohnes, des nachmaligen Regierungsrates Schneider, eines Schülers Pestalozzis, der im Hause ein Institut eröffnete (aus dem sich später die Sekundarschule entwickelte). Am 2. März 1781 starb Micheli Schüpbach an einem Schlagfluss, nachdem er als kluger Mann sein Haus bestellt und die Verteilung seines Nachlasses unter Frau und Enkelinnen genau testamentarisch geordnet hatte. Unter gewaltiger Beteiligung wurde er auf dem Kirchhofe Langnau zur Ruhe bestattet. Leider ist sein Grab der Vergessenheit anheimgefallen und nicht mehr feststellbar. Der damalige Pfarrer von Langnau, Strauss, dichtete eine prächtige Ode auf den verstorbenen Arzt und Menschenfreund. Friedrich Bromm starb 1797 und Dr. Schneider 1806. –
Wertvolle Oelgemälde, eine Glasscheibe und eine photographische Reproduktion von Bromms Bild, alles in Langnauer Privatbesitz, ebenso der bekannte Stich "La Pharmacie rustique" zierten die Wände des Vortragslokals und dienten in wertvoller Weise zur Illustration des Vortrages. Dieser selbst erntete zum Schlusse lebhaften, anerkennenden Beifall und wurde vom Vorsitzenden, Herrn Max Sänger, warm verdankt.

 

Ereignisse

Ereignis Datum Ort Beschreibung Quellen
Geburt 26.6.1707 Biglen auf dem Hofe Habchegg in der Gemeinde Arni bei Biglen  
Tod 2.3.1781 Langnau i.E.    
Beruf     Doctor Chirurgus, ("Schärer")  

Beziehung zur Hauptperson (Mauerhofer, Peter Michael) : Obergroßvater

Familien

Familie von Schüpbach, Michael “Micheli” und Neuenschwander, Barbara

Verheiratet Ehefrau Neuenschwander, Barbara ( * 1703 + 20.8.1756 )
   
Ereignis Datum Ort Beschreibung Quellen
Hochzeit     1. Ehe  
  Kinder
Name Geburtsdatum Sterbedatum
Schüpbach, Elsbeth25.1.173320.7.1765

Familie von Schüpbach, Michael “Micheli” und Flückiger, Maria

Verheiratet Ehefrau Flückiger, Maria ( * + ... )
   
Ereignis Datum Ort Beschreibung Quellen
Hochzeit     2. Ehe  
  Erzählend

Kinderlos

Ahnentafel

    1. Schüpbach, Michael "Micheli"
      1. Neuenschwander, Barbara
        1. Schüpbach, Elsbeth
      2. Flückiger, Maria